Auf einen Kaffee mit...

Anne Petersen

Anne Petersen

Vor zehn Jahren entwickelte Anne Petersen das Hochglanzmagazin SALON mit hervorragenden Interior-Reportagen, Reisegeschichten, ganz viel Kultur und Kulinarik. Weil der Verlag Gruner + Jahr das Magazin nicht fortführen wollte, kaufte sie es im Juli 2023 zusammen mit ihrem Mann und bringt es nun in Eigenregie heraus. Das kleine Unternehmen sitzt in einer alten Marzipanfabrik in Hamburg Altona und gestaltet vier Mal im Jahr eine Ausgabe mit fein orchestrierten Artikeln.

Zugegeben, wir sind wirklich Fans dieses Magazins und von jeder Ausgabe begeistert. Und entdecken immer wieder gewisse Parallelen zu unseren vorgestellten Hotels, die ebenfalls Traditionen hoch halten und das Dinner lieber in einer oldschooligen Stube als im austauschbaren Hotelrestaurant zelebrieren. Zeit also, um mit Anne einmal bei einem entspannten Kaffee ausführlich zu plaudern. 

Die großen Verlage verabschieden sich ja immer mehr von gedruckten Magazinen. Alles wandert ins Digitale. Warum glaubst Du, dass man weiterhin mit einem Magazin Erfolg haben kann? 

Als das Zeitschriftenportfolio des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr bereinigt werden sollte, war mir relativ schnell klar, dass ich SALON weiterführen möchte. Ich habe das Magazin mit so viel Herzblut aufgebaut und wir produzieren dieses Heft alle mit ganz  viel Leidenschaft und Überzeugung. SALON ist ein kleiner Manufakturtitel. Alle Geschichten, die wir machen, sind für den Kopf, für den Bauch, für die Seele. Es geht auch um Atmosphäre, um das Wesen der Dinge. Das kann man in einer gedruckten Zeitschrift gut rüberbringen, weil die Leute sich dafür Ruhe und Zeit nehmen – im Gegensatz zu allem Digitalen, was wir sonst so konsumieren. Gerade unsere Zielgruppe hat tagsüber schon so viel Bildschirmzeit, dass sie ihre Freizeit an den digitalen Geräten und Screens reduzieren wollen. 

Absolut. Wie bist Du bei der Salon gelandet? Deine Karriere begann im Modejournalismus…

Ja, ich bin zum Studium nach München gegangen, wo ich auch die Deutsche Journalistenschule absolviert habe. Ich habe Kunstgeschichte, Politik und Kommunikationswissenschaft studiert und in Paris an der Sorbonne meinen Abschluss gemacht. Das Thema meiner Diplomarbeit war «Die Modeberichterstattung in Deutschland und Frankreich». Dann bekam ich meinen ersten Job. Bei der «Welt am Sonntag» im Stilressort. Anschließend bin ich nach Hamburg zur «Brigitte» gegangen, wo ich zehn Jahre als Moderedakteurin und am Ende als Modechefin tätig war.

Und dann startete SALON?

Als ich mit dem vierten Kind schwanger war, habe ich mich natürlich gefragt, wie mache ich denen bei der «Brigitte» klar, dass ich mich jetzt nicht komplett verabschiede. Im Prinzip wusste man im Verlag wohl schon, dass ich ziemlich hartgesotten war (lacht). Als ich dann meine Tochter bekommen habe, habe ich noch während der Elternzeit innerhalb des Verlages das Jobangebot für SALON bekommen. (Kleine Anmerkung: Die SALON wurde im selben Verlag – Gruner + Jahr – wie die Brigitte herausgegeben). 

Was war die Urprungsidee von SALON?

Zu der Zeit war die ganze Schönheit im Internet schon da, die Digitalisierung lief auf Hochtouren, Pinterest und Instagram boten quasi nonstop alles an, was man zuvor nur in Magazinen gesehen hatte. Gleichzeitig waren die Zeitschriftenregale immer noch voll. SALON ist in diesem Sinne ein postdigitales Produkt. Als ein Mensch, der sehr visuell tickt und auf optische Reize reagiert, wollte ich ein Heft machen, bei dem ich persönlich Herzklopfen bekomme. In dieser Hinsicht ist SALON irgendwie altmodisch, aber sicherlich auch modern, weil es Elemente hat, die vielen anderen Heften ausgetrieben wurden.

Was fehlt heute? „Freiheit, Eigensinnigkeit, Kitsch und Romantik“
Typische SALON Geschichten. Viel Farbe, viel Kreativität, mehr Traditionelles als moderner Schnickschnack.

Welche zum Beispiel?

Es fehlt die Freiheit, die Eigensinnigkeit, der Kitsch und die Romantik. Menschen interessieren sich für Menschen. Insofern porträtieren wir sehr viele Personen. Sie sind das Vehikel, über das eine Geschichte erzählt wird. Bei der Rubrik «Verreisen mit…» stellen wir zum Beispiel einen herausragenden Koch vor. Er selbst ist schon eine Nachricht, aber die Orte, die er gerne besucht, sind dann die zweite Nachricht. Und wenn er on top zufällig auch noch sehr gutaussehend ist, könnte er nicht geeigneter sein für SALON. 

Ihr habt vier Kinder. Was ist Euch wichtig an einem Hotel, wenn Ihr als Familie reist?

Es ist immer toll, wenn sich die Kinder auf dem Gelände eigenständig bewegen können, dass es zum Beispiel viel Natur zum Herumstreunen oder einen tollen Pool gibt. Wir sind viele Jahre immer wieder in große Ferienhäuser nach Umbrien gefahren, oft mit mehreren befreundeten Familien. Kleinkinder muss man natürlich beaufsichtigen, aber sobald alle gut schwimmen können, ist es herrlich. Wenn man mit Kindern in ein Hotel fährt und auch die Erwachsenen wollen etwas davon haben, würde ich das Bachmair Weissach am Tegernsee empfehlen. Ansonsten fahren wir auch gerne in kleinere Hotels wie das Albergo Rocciamelone in Italien. Ganz am Ende der Dorfstrasse erhebt sich plötzlich die Fassade dieses Hotels, fast wie in einem Wes-Anderson-Film.  Es ist komplett im Original-Jugendstil erhalten, alle Zimmer sind sehr einfach, aber schön mit Vollholzmöbeln eingerichtet, die Badezimmer sind etwas in die Jahre gekommen, aber dafür ist es unglaublich günstig, fast wie ein Hostel. Es ist so abgelegen, die Kinder können herumtollen, wie sie wollen, wir haben unsere nach kurzer Zeit nicht mehr gesehen. Sie waren einige Tage sehr beschäftigt damit, einen Staudamm in einem Gebirgsbach zu bauen.

Du bist in Norddeutschland an der Grenze zu Dänemark aufgewachsen. Hast Du ein Lieblingshotel dort?

Ich mag das Hornbaekhus in dem Badeort Hornbaek in der Nähe von Kopenhagen sehr, insbesondere auch das kleine Schwesternhotel Villa Strand. Es ist eines von diesen alten Holzbadehotels, in denen man das Gefühl hat, man sei bei Freunden zu Hause. Jeden Abend speisen die Gäste gemeinsam, manchmal wird auch zusammen gesungen. Man kommt rein und steht gleich in der Küche. Die Villa Strand ist ein eigenes Gebäude direkt an den Dünen und hat auch Familienzimmer. Ein weißes Haus mit Sprossenfenstern und Reetdach.

Das heißt, Du bevorzugt familiär geführte Hotels?

Dadurch erhalten die Hotels eine persönliche Note und das ist genau das, worauf wir bei SALON Wert legen. Wir stellen vorrangig individuelle Hotels vor, die ein besonderes Erlebnis bieten und nicht austauschbar sind.

In der Frühlingsausgabe präsentiert Ihr immer die 50 schönsten neuen Hotels. Was sind dort die Auswahlkriterien?

Die Hotels müssen natürlich zu SALON passen und eine Entdeckung sein. Genau wie bei «Pretty Hôtels» auch. Es sind jeweils Hotels, die man seinen guten Freunden als ganz heißen Tipp weiterempfehlen würde. Dabei lege ich Wert darauf, dass wir eine gute Mischung haben und auch bezahlbare Häuser vorstellen, wie zum Beispiel in der aktuellen Winterausgabe das österreichische Skihotel Madrisa, in dem man ein Doppelzimmer ab 120 Euro bekommt. Wir porträtieren auch teure Hotels, aber sie müssen eine Geschichte haben. Wie etwa der Marbella Club. Das zeichnet viele Hotels aus, die wir in SALON empfehlen. Ich finde, es macht den Zauber, die Magie eines Ortes aus, wenn man sich in eine lange Tradition von Reisenden einreiht.

Hast Du ein absolutes Lieblingshotel?

Ah, da gibt es viele ! (lacht) Das Svinkløv Badehotel etwa ist eines der traditionsreichsten dänischen Badehotels. Es ist sehr simpel, aber wunderschön und hat so viele Stammgäste, dass man nur schwer ein Zimmer ergattern kann. Was ich daran so schätze ist, dass es das Leben auf das Wesentliche herunterbricht. Es geht um die physische Anwesenheit, das, was wir alle gerade suchen: Die Zimmer sind einfach, ohne Fernseher, aber das Essen ist sehr gut. Man kann jeden Morgen in die Nordsee springen.

Und wie sieht es mit Restaurants aus? Kulinarik spielt bei SALON ja auch eine große Rolle.

Ich mag den neu renovierten Grill im Vier Jahreszeiten in Hamburg, er ist ein Klassiker. Man kann dort super lunchen, mein Favorit ist der Räucheraal auf Kräuterrührei. Für aktuelle Tipps aus Hamburg folge ich selbst zwei Instagram-Accounts, die ich sehr gut informiert finde: Franziska Heinemann-Schulte mit @tastehamburg und Julian Ruffner.

Wie wichtig ist Dir das Interior Design?

Sehr wichtig, für mich es tatsächlich oft ein Knock-Out-Kriterium. Was ich überhaupt nicht mag, ist diese Art von «Instant-Einrichtung». Also nachgemachte Designermöbel, bei denen die Qualität nicht stimmt, bei denen das Interior Design keine fünf Jahre überlebt. Da fühlt man sich nicht wohl, weil alles steril wirkt, unecht. Ich gehe dann viel lieber in ein altes Hotel, das gewachsene Möbel hat, die in die Jahre gekommen sind. Da habe ich gar kein Problem mit.

«We are Ladies and Gentlemen serving Ladies and Gentlemen.»

SALON trägt den Untertitel «Magazin für Gastlichkeit». Was macht einen guten Gastgeber bzw. eine gute Gastgeberin aus?

Gutes Gastgebertum macht aus, dass man dem Gast Aufmerksamkeit schenkt, dass er sich willkommen fühlt und nicht verunsichert. Dass man offen auf den Gast zugeht, aber nicht aufdringlich ist. Unser Kolumnist Denis Scheck hat dazu gerade einen sehr guten Text über Service in der Gastronomie geschrieben, den wir in der Frühjahrsausgabe 2025 drucken werden. Darin zitiert er das Motto der Ritz-Calton-Hotelkette: «We are Ladies and Gentlemen serving Ladies and Gentlemen.» Es geht um die Augenhöhe.

Wohin geht die nächste Reise?

Ins Hotel Regina in Mürren. Es ist ein historisches Hotel in der Schweiz, das von Stammgästen gerettet wurde. Wir haben es auch schon einmal in SALON vorgestellt. Mürren ist ein wunderbarer kleiner Skiort in der Schweiz, ich freue mich schon sehr. 

Danke, liebe Anne. 

PS: Gerade ist das Südtirol-Spezial vom SALON Magazin erschienen, eine ganze Ausgabe über eine der schönsten Regionen Italiens, prall gefüllt mit jeder Menge interessanter Menschen, den besten Hotels – natürlich auch vielen Pretty Hôtels – und ganz besonders guten Restaurants. Zu Bestellen über www.salon-magazin.de

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